Nachdem Frau Zimmermann (GGFA) vor Kurzem bereits für mehrere Berufsintegrationsklassen Besuche im Jüdischen Museum Franken in Fürth organisiert hatte, ging es nun für die BIK-A in die zweite Runde. Die Inhalte des ersten Besuchs, bei dem es vor allem um das Kennenlernen der jüdischen Religion ging, sollten in einem Workshop vertieft werden.

Am 22.11. machte sich die Klasse mit ihrem Deutschlehrer Herrn Stöckl erneut auf zum Jüdischen Museum um dort an einem neuen Workshop zum Thema Antisemitismus teilzunehmen. Pünktlich um 10:00 Uhr wurde das Museum geöffnet und die Klasse empfangen. Nach einführenden Ausschnitten aus Fernsehdokumentationen wurde schnell klar, dass das Thema – entgegen der Erwartungen der Schüler* – (leider) immer noch sehr aktuell ist. Herr Herrmann und Frau Ebert, die den Workshop hielten, führten die Schüler darauf in der Zeit zurück zu den Anfängen der abrahamitischen Religionen und ins Mittelalter, um die antisemitischer Haltungen dieser Zeit und den Einfluss, den die Kirche daran hatten, zu verdeutlichen. Direkt ans Mittelalter schloss sich die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Fürth an, über die es erste Aufzeichnungen bereits im 15. Jahrhundert gab und die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert durch den Bau neuer Gebäude zunehmend sichtbar wurde. Anhand eines Modells stellte Herr Herrmann anschaulich dar, wie die Fürther Altstadt zu dieser Zeit aussah und dass Synagogen oder koschere Schlachthäuser ein Teil des Fürther Stadtbildes waren. Jeder Schüler durfte sich ein Gebäude des Stadtmodells für den folgenden Museumsgang mitnehmen. Zunächst sollten die Schüler „ihr“ Gebäude auf den ausgestellten Bildern der Fürther Altstadt suchen, was sie problemlos schafften. Dass diese Altstadt so heute nicht mehr existiert, klärte sich im nächsten Raum, der die verheerenden Auswirkungen der Reichskristallnacht 1938 in Fürth zeigte. Dass die Mitglieder der jüdischen Gemeinde aus ihren Häusern getrieben wurden und mehrere Stunden halbnackt in der Novembernacht verbringen mussten, war für die Schüler besonders erschütternd. Auch die damalige Berichterstattung der Zeitung, die die Verwüstung feierte und zynisch kommentierte, dass die Altstadt nun endlich „licht und frei“ sei, sorgte für Unverständnis.

In einem abschließenden Gesprächskreis gab es die Gelegenheit, Fragen zu stellen, Verständnisprobleme zu klären und koschere Gummibärchen zu probieren, was beides von den Schülern gut und gern angenommen wurde. Herr Herrmann bewies großes Geschick bei der Beantwortung der Schülerfragen, z.B. warum Hitler die Juden als Feindbild auserkoren habe und ob so etwas wieder passieren könne: „Wenn ich glaube, dass eine andere Gruppe Schuld daran ist, dass es mir schlecht geht, ist die Konsequenz daraus oft, dass ich mir denke, dass es nicht so schlimm ist wenn Mitglieder dieser anderen Gruppen sterben.“ Kein besserer Satz hätte den Antisemitismus-Workshop abschließen können.

Die Thematik wurde didaktisch so anschaulich und nachvollziehbar aufbereitet und durch Herrn Herrmann vermittelt, dass unsere Schüler, die noch Deutsch lernen, problemlos folgen konnten. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass der Workshop sehr kurzweilig und horizonterweiternd war.

https://www.juedisches-museum.org

von Matthias Stöckl

*aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet