Der Wiener Bestseller-Autor Marc Elsberg hat am Dienstag, den 14. Februar 2017 in der Berufsschule Erlangen aus seinem Thriller „Zero“ vorgelesen.

Der große Konferenzraum war bis auf den letzten Platz besetzt. 120 Schüler und 10 Lehrkräfte haben den Schriftsteller mit großer Spannung erwartet, denn viele kannten seinen ersten Thriller „Blackout. Morgen ist es zu spät“, mit dem ihm 2012 der internationale Durchbruch gelang. Darin beschreibt er die Folgen eines europaweiten Stromausfalls so realistisch und spannend, dass das Buch 90 Wochen auf der „Spiegel“-Bestseller-Liste stand und in Deutschland zum „Wissensbuch des Jahres“ gekürt wurde.

Nur zwei Jahre später wurde seinem zweiten Thriller „Zero. Sie wissen, was Du tust“ die gleiche Ehrung zuteil. Diesmal traf er wieder einen Nerv, denn geht es um den Verlust der Kontrolle über unsere Daten im digitalen Zeitalter, um den gläsernen Menschen bzw. wie manipulierbar wir alle durch Datensammler sind. Inzwischen gibt es viele Programme, die uns gute Ratschläge geben und die man einfach aufs Handy laden kann. Sie sagen uns, wie wir am besten laufen oder fit werden, wie wir uns ernähren oder unseren Schlaf verbessern sollen, wie wir erfolgreicher, schöner oder beliebter werden. Und es werden immer mehr, für alle Bereiche des Lebens. Sie sind eine Art Navigationssystem für das ganze Leben. Das erscheint sehr praktisch in einer Welt, die immer komplizierter und unüberschaubarer wird. Nur stellt sich die Frage, wer programmiert eigentlich diese Dinger? Und wie macht er das? Und was hat er wirklich vor? Existieren wir irgendwann nur noch als Marionetten von Algorithmenketten? In seinem Thriller skizziert er eine Welt, in der durch einen allmächtigen Freemee genannten Konzern Algorithmen entwickelt wurden, die die Kundschaft an den Smartphones und PCs dazu bringt, sich so zu verhalten, wie es die Lenker des Unternehmens für richtig halten. Ob Verhaltensweisen, Meinungen oder Gefühle, nichts ist vor der Beeinflussung mittels Algorithmen sicher, auch Wahlen können durch diesen Konzern entschieden werden. Es ist eine Mischung aus Google und Facebook inklusive vielfältiger ActApps, die Elsberg geschickt verknüpft, um einen skrupellosen Datenriesen zu konstruieren. Weil er seiner Handlung nichts Fiktives hinzufügt, sondern alles, was die professionellen Datensammler und Menschen-Optimierer von Freemee tun, schon heute möglich ist, wurde auch dieses Buch zum „Wissensbuch des Jahres“ in der Kategorie Unterhaltung gekürt.

Marc Elsberg kann aber nicht nur fesselnd und gut recherchiert schreiben, seine Lesungen sind ebenfalls spannend, interaktiv und voller guter Geschichten und Anekdoten. Als ich ihn das erste Mal traf, fast auf den Tag genau vor zwei Jahren auf einer Lesung in der Buchhandlung Rupprecht, da war ich so begeistert, dass ich ihn spontan am Ende des Abends fragte, ob er sein Buch auch bei uns an der Berufsschule vorstellen würde. Das versprach er tatsächlich und außerdem, dass er sein Honorar einem guten Zweck an der Schule spenden würde.

Nun kam er auf einer Lesereise mit seinem neuen Buch „Helix“, in dem es um Gentechnologie geht und das wieder außerordentlich spannend ist, zwischen Regensburg und Coburg extra nach Erlangen, um seine Versprechen zu halten.

Wer allerdings erwartet hatte, dass sich der Autor dabei brav an einen Tisch setzt und eine Stunde aus seinem Buch vorliest, der wurde enttäuscht. Der ursprünglich vorbereitete Tisch wurde von ihm vor der Lesung gleich mal eigenhändig vom Podium heruntergetragen. Er stellte sich dann locker vor sein junges Publikum und schlug es langsam aber sicher in seinen Bann, indem er zwischen anekdotischem Erzählen und Lesung abwechselte, wobei er kein Buch benutzte, sondern sein I-pad.

Beinahe wäre es also eine Lesung ohne Buch geworden, aber so weit kam es dann doch nicht: wessen Eintrittsticket sich als das richtige Los entpuppt hatte, dem wurde am Ende ein vom Autor handsigniertes Buchexemplar überreicht, sogar auf Wunsch mit persönlicher Widmung!

Also Ende gut, alles gut!

Andrea Jost, StR